Magirus feiert, fordert und startet neu durch → Coverstory 5 / 2024
Großes Remmidemmi bei Magirus anlässlich 200 Jahre Conrad Dietrich Magirus und 160 Jahre Magirus Feuerwehrfahrzeuge in Ulm. Aber es wurde nicht nur gefeiert. Der Konzern, der bekanntlich 2025 in neue Eigentümerhände geht, hatte auch technisch sowie organisatorisch Neues zu berichten. Davon wird auch das österreichische Werk stark profitieren.
Hermann Kollinger war im Herbst 2024 Ulm und brachte die Story sowie Bilder mit nach Hause → ergänzendes Bildmaterial von Magirus beigestellt. Die nachfolgende Reportage war die Aufmacherstory der Ausgabe 5 / 2024, die im Oktober erschienen ist.
Magirus ist vor allem im Bereich der Drehleitern wohl allen ein Begriff und eigenen Angaben zufolge auch Weltmarktführer in diesem Segment. Aber der bislang zur Iveco-Gruppe gehörende Konzern versteht es auch, Lösch- und Einsatzfahrzeuge aller Art zu produzieren. Das alles geht auf eine Person zurück: Conrad Dietrich Magirus.

Als er 1864 das Unternehmen Magirus gründete, hatte er eine klare Vision: Er wollte nicht nur innovative Produkte kreieren, sondern auch durch modernen Brandschutz einen nachhaltigen Mehrwert für die Gesellschaft leisten. Nach vielen wirtschaftlichen Fehlschlägen in den verschiedensten Bereichen (über Kunst, Lebensmittelhandel etc.) gründete der in Ulm Geborene nicht nur die Freiwillige Feuerwehr Ulm, der er drei Jahrzehnte mit Pausen auch als Kommandant vorstand, sondern 1864 schließlich die „Feuerwehr-Requisitenfabrik C.D. Magirus“. Auf den Tag genau an seinem 200. Geburtstag lud das Unternehmen nach Ulm ein, um diese beiden Jubiläen mit etwa 450 Gästen aus 45 Ländern auch entsprechend zu feiern. Nicht immer war alles rosig und Magirus hat – wie andere Feuerwehrhersteller auch – mit geschäftlichen Turbulenzen zu kämpfen. Neue Konzepte und der bevorstehende Eigentümerwechsel lassen jedoch eine Aufbruchstimmung spüren. Damit verbunden, durften natürlich neben dem feierlichen Abend Neuigkeiten aus Technik und Organisation nicht fehlen.

Ivecos werden deutlich weniger
Eines wird beim Besuch in der Konzernzentrale in Ulm sofort deutlich: Der Vielfalt an Fahrgestellen, die zu Feuerwehrfahrzeugen aufgebaut werden, hat deutlich zugenommen. Genauso deutlich haben die Fahrzeuge, an denen an der Front „Iveco“ zu lesen ist, abgenommen. Die Loslösung von der Iveco Gruppe und die Übernahme durch einen neuen Eigentümer ab Jänner 2025 geht nicht spurlos vorüber. Neuer Eigentümer wird – sofern noch nicht bekannt – die Mutares SE & Co. KGaA mit dem Hauptsitz in München. Dabei handelt es sich Recherchen zufolge um eine börsennotierte Private-Equity-Gesellschaft, die ertragsschwache, mittelständische Unternehmen und Konzernausgliederungen erwirbt, mit “dem geäußerten Ziel, sie zu restrukturieren und im Regelfall anschließend weiter zu veräußern“. Wie es sich entwickeln wird, wird die Zeit zeigen. CEO Thomas Hilse sieht es auf jeden Fall als Vorteil, alle möglichen Chassis als Basis für neue Feuerwehrfahrzeuge heranziehen zu können.
So geht’s nicht weiter!
«Allen in der Feuerwehrbranche geht’s derzeit nicht gut», ließ Hilse bei der einberufenen Fachpressekonferenz in Ulm wissen. Die Inflation sowie die geopolitischen Ereignisse haben den Herstellern teilweise Millionenverluste beschert, da sich die Preise zum Zeitpunkt der fixen Kaufvereinbarung bei Bestellung bis zur Auslieferung des Fahrzeuges teilweise massiv nach oben geschraubt haben und die Teuerung überwiegend vom Produzenten zu schlucken waren. «So kann das nicht weitergehen», weiß der CEO weiter.


«Um die langfristige Profitabilität zu sichern, benötigt die Feuerwehrbranche stärkere Unterstützung seitens der Kunden und der Politik. Es braucht eine “Preisgleitklausel“ für öffentliche Ausschreibungen, um Inflationsrisiken zu minimieren», so die Forderung. Zudem müssen – aufgrund der relativ langen Produktionszeiten eines Feuerwehrautos – die Kunden stärker durch Anzahlungen in die Vorfinanzierung der Produktion beteiligt werden (wie es auch bei einem Gebäude der Fall ist). «Und das betrifft nicht nur Magirus, sondern die gesamte Branche und bedarf eines Umdenkens in der öffentlichen Hand», so Hilse. Eine weitere Herausforderung somit auch für die öffentliche Hand, was die Budgetplanung betrifft. Auf jeden Fall sollte es allen ein Anliegen sein, den in Europa starken Industriezweig „Feuerwehr“ nicht in andere Länder abwandern zu lassen.

Fahrzeugbau wird sich ändern müssen
Hilse ist sich auch sicher, dass «der Feuerwehrfahrzeugbau in Zukunft nicht mehr so machbar sein wird, wie es die letzten 160 Jahre der Fall gewesen ist!» Die Finanzierbarkeit steht derzeit in aller Munde. Daher müssen die Fahrzeuge modularer werden, um den Preis zu dämpfen. Das bedeutet nun aber nicht das Gleiche wie beim neuen „Stangenfahrzeug“ in Oberösterreich, das kaum mehr individuelle Änderungen zulässt. Vielmehr geht es bei Magirus um den verstärkten Einsatz modularer Systeme. Aus dem vorhandenen Sortiment ist es dennoch möglich, eine breite Anforderungspalette zu erfüllen, ohne dass es sich dann jeweils um ein „Einzelfahrzeug“ handelt. Wer das notwendige Kleingeld beisammen hat, wird natürlich auch weiterhin genau das bekommen, was er haben möchte. Und genau darauf zielen auch die zwei neu präsentierten Fahrzeugmodelle „Core“ und „Flex“ ab. „Core“ ist ein modulares Aufbaukonzept aus korrosionsbeständigem Aluminium mit über 1.000 verschiedene Konfigurationsmöglichkeiten, „Flex“ wiederum bezeichnet maßgeschneiderte Lösungen für individuelle Anforderungen durch eine Weiterentwicklung des bewährten AluFire3-Profilbaukastens aus korrosionsbeständigem Aluminium. Volle Flexibilität bei der Fahrgestellwahl. Individuelle Kundenlösungen auch außerhalb der europäischen Normen.
Wir werden aufgrund des Preisdrucks Feuerwehrfahrzeuge nicht mehr so bauen können, wie in den letzten 160 Jahren!
„CORE“ wird Aushängeschild
Die Fahrzeugschiene „Core“ wird – abseits der Drehleitern – wohl eines der großen Aushängeschilder von Magirus. Das Konzept setzt auf moderne, modulare Kofferaufbauten mit leichtem, korrosionsbeständigem Aluminiumblech und maximaler Stabilität durch hohen Integrationsgrad. Die Modelle sind konsequent ausgerichtet auf Standards und Norm-Fahrzeuge in Deutschland, Europa aber auch für viele internationale Märkte geeignet.

Dabei setzt die innovative Neuentwicklung neue Maßstäbe durch Blechumformtechnik und Verbundbauweise, die in dieser Form einzigartig in der Branche ist. Wie erwähnt, eröffnen sich durch die modulare Bauweise über 1.000 verschiedene Konfigurationsmöglichkeiten, die somit kein „eines-wie-das-andere“-Standardfahrzeug darstellen. Wie kommt dann die offenbarte „Preissenkung“ zusammen? «Der Magirus Core erlaubt bis zu 25 % kürzere Fertigungszeiten und verkürzt auch die Lieferzeit für die Kunden. Zudem erlaubt die modulare Bauweise bei Großaufträgen höhere Fertigungseffizienzen als bei traditionellen Profilkonstruktionen», heißt es.

Folgende Produktvarianten bietet der Core:
- Wahlweise Mannschaftskabine des Fahrzeug-Herstellers oder Magirus TeamCab,
- marktübliche Chassis Varianten verfügbar (ab Start verfügbar Iveco, MAN, Mercedes-Benz – weitere Chassis sind in Prüfung),
- 14 bis 20-Tonnen-2-Achs Fahrgestelle
- Radstände ca. zwischen 3.900 mm bis 4.500 mm,
- flexibler Innenausbau durch vordefinierte Beladungsmodule,
- Wassertankgröße zwischen 1.000 l und 4.500 l Gesamtvolumen,
- vielfach bewährte und leistungsstarke Magirus Löschtechnik bei Einbaupumpen mit neuer, umweltschonender Löschmittelbehälter-Technologie in Polyethylen.
- Angebotsstart für das Core-Modell, das im Werk in Ulm produziert wird, ist im 1. Quartal 2025 – mit stufenweisem Ausbau der Varianten bis 2026. Der Entwicklung vorausgegangen sind unter anderem umfassende Feldtests auf 1.000 „schlechter Fahrbahn“ km, die 100.000 km auf regulären Verkehrsflächen bzw. Einsatzgebieten der Feuerwehr entsprechen.

„FLEX“ – made in Austria
Während sich die Core-Variante auf die modulare Bauweise stützt, verrät der Name „Flex“ schon die Eigenschaften dieser Fahrzeugschiene: Flexibilität und Anpassungsfähigkeit gemäß dem Motto „wer zahlt, schafft an und erhält auf den Punkt genau das, was er fordert“. Mehr oder weniger die bisher gepflegte Schiene vieler Feuerwehren und auch Industriebetriebe. «Zudem ist der Flex über die gesamte Lebensdauer des Fahrzeuges nachrüstbar, was langfristige Investitionssicherheit bietet.
Die Flex-Schiene wird in der Steiermark gebaut werden und schraubt dort den Fahrzeug-Output um 50 % hinauf!

Der individuell anpassbare „Maßanzug“ innerhalb der neuen Baureihen», bezeichnet man das Produkt bei Magirus.
Folgende Produktvarianten bietet das neue Löschfahrzeug Flex:
- Magirus TeamCab Doppelkabine, wahlweise in verschiedenen Mannschaftsraum-Konfigurationen,
- variable Chassis-Auswahl – auf allen gängigen Chassis ab 12 Tonnen und mit verschiedenen Radständen & Wahl von Individueller Motorisierung und Antrieb,
- maximale Variabilität bei bewährten Magirus Pumpen, und Zumischsystemen und Tankgrößen,
- Wassertankgröße zwischen 1.000 bis 6.000 Liter,
- Radstände zwischen 3.600 bis 4.500 mm.

Der Flex ist als(H)LF 10 & 20 sowie TLF 3000 sofort bestellbar. Der stufenweise Ausbau der Varianten erfolgt 2026 bis 2027. Das Fahrzeug wird ab dem zweiten Quartal 2025 für Kundenvorführungen zur Verfügung stehen und in der Zwischenzeit parallel mit dem Core-Modell auf den wesentlichen Messen präsentiert werden.
Und noch etwas ist nicht unwesentlich: Der Großteil des Flex-Modells wird im österreichischen Werk Unterprämstetten bei Graz in der Steiermark gebaut werden. Die Endauslieferung für deutsche Kunden findet aber schon in Ulm statt.

Für die Niederlassung in der Steiermark wird das den Angaben von Magirus zufolge ein Plus von 50 Prozent an gebauten Fahrzeugen ergeben! «Das Werk eignet sich als hervorragender Standort in unserem Produktionsnetzwerk», sagte der Magirus CEO dazu auf Anfrage.
Neue Bedienfelder bei Magirus
Beide Fahrzeugtypen werden mit neuen Bedienfeldern ausgestattet. Das Magirus EasyOperator Bedienfeld soll sich durch eine klar strukturierte Benutzerführung auszeichnen. «Mit Magirus EasyOperator haben wir ein Bedienfeld entwickelt, das die Arbeit der Feuerwehrleute sehr erleichtert erleichtern wird», erklärt Marc Kuntz von Magirus. «Es ist eine Weiterentwicklung des Smart Control Drehleiter Bedienfeldes und bietet eine einheitliche Bedienlogik über alle Magirus-Produkte hinweg. Es wird ab 2025 in allen unseren Fahrzeugen zum Einsatz kommen.»

Vernetzung muss herstellerunabhängig möglich werden
Technologisch erlaube beide Fahrzeugmodelle die wahlweise Ausstattung mit Magirus FleetConnect, ein einheitliches digitales Flottenmanagementsystem (Dashboard mit Live-Ansicht, Wartungsmanager, digitales Fahrtenbuch, Reporting) in der Magirus Cloud. Digitalisierung war auch für den Magirus CEO ein Thema, wo man davon überzeugt ist, dass dies in naher Zukunft herstellerübergreifend funktionieren muss. Die Vorteile greifen nur dann, wenn ein Rosenbauer- oder Empl-Fahrzeug genauso in ein Magirus-System eingebunden werden kann und umgekehrt. Solange jeder nur sein eigenes Süppchen (hier Netzwerk) kocht, können die Leistungen einer digitalen Vernetzung nicht ausgeschöpft werden. Es müssen Standards über offene Schnittstellen und dergleichen eingeführt werden. Um diese Entwicklung voranzutreiben, ist Magirus dem IMBOS Cloud Network beigetreten, dem auch der Deutsche Feuerwehrverband angehört. Das Ziel von IMBOS ist es eigenen Angaben zufolge, eine digitale Plattform für den Austausch und die Vernetzung kritischer Daten von Feuerwehren, Rettungsdiensten und Katastrophenschutzbehörden in ganz Europa zu schaffen. IMBOS will eine Gemeinschaft und Bereitschaft von Teilnehmern fördern, die Daten allen Einsatzkräften bereitstellen, insbesondere im gesellschaftlichen Interesse der öffentlichen Sicherheit. «Es ist der Anspruch zu jeder Zeit an jedem Ort kritische Daten zur Verfügung zu haben, um Lagen sicher zu beherrschen, damit Einsätze gezielt organisiert werden können. Die IMBOS-Plattform wird als neutraler Akteur agieren und ist für alle Dienste, die im Bereich der BOS involviert sind, relevant.»
Über das IMBOS Cloud Network sollen offene Schnittstellen geschaffen werden, die eine Vernetzung der Fahrzeuge herstellerübergreifend ermöglichen. Dass jeder nur sein eigenes Süppchen kocht, kann nicht das Ziel sein.
Batteriefahrzeug noch nicht reif für die Feuerwehr
Elektrofahrzeuge sind nicht nur viel diskutiert, sondern auch im Feuerwehrbereich inzwischen ein Thema. Bis auf Weiteres jedoch nicht bei Magirus. «In Betracht auf die Mehrkosten, den erforderlichen Batterieaustausch und die lange Nutzungsdauer von Feuerwehrfahrzeugen sehen wir bei Magirus das elektrische Feuerwehrfahrzeug noch nicht als den richtigen Weg», sagt CEO Thomas Hilse. «Es mag schon sein, dass 95 % der Einsätze – vor allem im urbanen Raum – elektrisch abzuarbeiten sind. Aber fünf Prozent dann auch nicht. Und die Kosten für den Akku-Austausch?», so Hilse sinngemäß. Die dafür deutlich mehr erforderlichen Finanzmittel lassen sich auch in andere Optimierungen einsetzen. Nichtsdestotrotz betont man aber auch, die Feuerwehr könne sich nicht völlig dem CO2-Gedanken entziehen. Magirus setzt diesbezüglich auf den Dieselkraftstoff HVO 100. HVO ist ein geruchloser, sauberer und hochwertiger synthetischer fossilfreier Dieselkraftstoff (palmölfrei).
Im Hinblick auf Kosten, Nutzungszeit, Akkutausch etc. sehen wir die Zeit für batteriebetriebene Feuerwehrfahrzeuge noch nicht gekommen!
Damit können bestehende Dieselfahrzeuge betankt und somit die CO2-Emissionen – ohne Umrüstungen – deutlich gesenkt werden. Darüber hinaus hat HVO 100 eine bessere Verbrennung, Filtrierbarkeit und Kalttemperaturbeständigkeit bis -25 °C. Außerdem hat es hervorragende Lagereigenschaften und verliert nicht an Qualität. Avia.at schreibt, dass die CO2-Emission bis zu 90 % reduziert werden können. Der 10 bis 15 Prozent höhere Liter-Preis gegenüber herkömmlichem Diesel ist im Vergleich zu den derzeitigen Mehrbeschaffungskosten von Fahrzeugen mit Alternativantrieb vernachlässigbar. Magirus wird all seine Fahrzeuge für die Auslieferung mit diesem Kraftstoff betanken. Iveco baut in Ulm übrigens inzwischen elektrisch betriebene Lastwägen.

Flugverkehr braucht Löschfahrzeuge
Während die Feuerwehr CO2 einsparen soll, wird im Flugverkehr weiterhin Treibstoff ohne Ende verpufft. Die erwartete Verdopplung der weltweiten Flugzeugflotte bis 2024 und zahlreiche Projekte für den Bau neuer Flughäfen ziehen auch den Bedarf weiterer Flugfeldlöschfahrzeuge mit sich. Natürlich will Magirus hier mitnaschen. Mit dem Dragon X6 Neon hat man nicht nur das leistungsstärkste Flugfeldlöschfahrzeug seiner Klasse geschaffen, sondern ihm auch ein neues Design verpasst: «Mit einer „2-Motoren-Strategie“ beschleunigt er in weniger als 20 Sekunden auf 80 km/h, sodass die Einsatzkräfte in kürzester Zeit jeden Winkel eines Flughafens erreichen können. Diese beeindruckende Leistung macht ihn zum Fahrzeug mit den besten Fahreigenschaften auf dem Markt», zeigt man sich bei Magirus stolz. Neben den außergewöhnlichen Fahrleistungen wurde der Dragon X6 Neo (Euro 6) mit einem elektronischen Bremssystem und einem elektronischen Stabilitätsprogramm ausgestattet, um Sicherheit und Kontrolle unter allen Bedingungen zu gewährleisten.

Marc Kuntz, Direktor Sales & Customer Service kommentiert: «Das neue Design und die Innovationen des Dragon X6 Neo werden ab dem zweiten Quartal 2025 in die gesamte Flugfeldlöschfahrzeugfamilie einfließen.»
Bis 2040 wird weltweit eine Verdopplung(!) der Flugzeugflotte erwartet – zahlreiche, neue Flughafenprojekte sind bereits in Planung!
Die smarte Drehleiter
Was wäre Magirus, hat mein bei all den Neuerungen nichts von seinen Herzstücken, den Drehleitern, zu berichten. Hier heißt die neue Devise „Smart Control“. Die erste mit dieser völlig überarbeiteten Steuerungstechnik ausgerüstete Drehleiter wurde nun an den Kunden übergeben. «Mit Smart Control macht die Drehleiter automatisch das, was ich mit dem Korb machen möchte», lobt man hausintern die Revolution. «Das System bietet eine völlig neue Benutzererfahrung, indem es durch ergonomische Bedienelemente an allen Steuerpunkten – von Joysticks über Displays bis hin zu Direkttasten – ein ermüdungsfreies und präzises Arbeiten ermöglicht. Selbst in stressigen Situationen garantiert die intuitive Menüführung eine schnelle Anpassung an die angezeigten Informationen, wodurch Einsatzkräfte sich auf das Wesentliche konzentrieren können. Dank der automatisierten Steuerung der Korb- und Leiterspitze über sechs Bewegungsrichtungen (vorwärts, rückwärts, aufwärts, abwärts, links, rechts) wird eine schnellere und sicherere Positionierung ermöglicht. Diese Assistenzfunktionen sorgen dafür, dass Einsatzkräfte präzise und ohne großen Schulungsaufwand handeln können – insbesondere in engen oder anspruchsvollen Einsatzumgebungen wie beispielsweise bei Rettungsmaßnahmen an Gebäudefassaden», so im Zitat.

Eine Besonderheit des neuen Systems ist die automatisierte Einbindung unterschiedlicher Kameraperspektiven. Mehrere Kameras halten sowohl Hindernisse am Korb als auch rund um die Drehleiter im Blick. Dies sorgt nicht nur für einen besseren Überblick in unübersichtlichen Situationen, sondern auch für mehr Sicherheit. Die Videoanzeige am Hauptsteuerstand zeigt bis zu vier Ansichten gleichzeitig an. Zusätzlich erleichtern Texthinweise die Bedienung, indem sie auf mögliche Störungen hinweisen und schnelle Lösungen vorschlagen. «Mit der Smart Control-Steuerung bieten wir Feuerwehren eine Lösung, die nicht nur für heutige Herausforderungen gerüstet ist, sondern auch flexibel auf zukünftige Anforderungen reagieren kann», sagt dazu Magirus CEO Thomas Hilse. «Während man bisher eher umständlich die Leiter gesteuert hat, um den Korb an eine bestimmte Stelle zu manövrieren, bewegt man jetzt den Korb direkt an die gewünschte Stelle», ergänzt Marc Kuntz, Director Sales & Customer Service.

Die neue Smart Control kurz: eine völlig neue Steuerung mit neuer Elektronik, mehreren Netzwerken und neuen Bedienelementen. High-Tech bis zum Abwinken mit allem Für und Wider. Letzteres natürlich nur dann, wenn der Fall eintritt und die Elektronik im Laufe der Zeit mal wieder nicht das macht, was sie soll. Aber da geht’s uns dann wohl inzwischen in vielen Lebensbereichen so.
Neuer Korb als „Puzzle-Sammlung“
Der Rettungs- bzw. Arbeitskorb eines Hubrettungsgerätes zählt zu den zentralen Plätzen. Auch diesen lässt man bei Magirus nicht außer Acht und stellt sich der Vision MCX. Im Klartext formuliert: Magirus hat alle möglichen Anregungen und Ideen für den optimalen Rettungskorb gesammelt. Es handelt sich hierbei noch um eine Studie:
- Vielseitige Korbfront: Die Vorderwand des Vision MCX ist flexibel gestaltet und kann jederzeit geöffnet werden, egal ob in der Luft oder am Boden.
- Beweglicher Korbbedienstand: Der Mittelteil des Korbs, der die Bedieneinheit enthält, kann auf einer Schiene seitlich verschoben werden und bietet so zusätzliche Flexibilität in der Handhabung. Dabei bleibt die ergonomische und normgerechte Bedienung stets gewährleistet, unabhängig von der Position des Bedienstandes.
- SmartControl und LED-Technologie: Der Vision MCX ist mit einem SmartControl-Korbbedienstand ausgestattet, der eine intuitive Bedienung durch Displaysimulation bietet.

- Robuste Bauweise: Die bewährte Grundstruktur des Korbs bleibt unverändert und garantiert die gewohnte Magirus-Robustheit. Egal, ob dynamisches Anleitern oder hartes Aufsetzen – die Vision MCX ist für die Herausforderungen im stressigen Einsatzgeschehen ausgelegt.
Ein Datum einer Umsetzung steht noch in den Sternen.«Das Resultat der Inputs wurde vorgestellt, um direktes Feedback von Feuerwehren zu sammeln und künftige Anforderungen bestmöglich in die endgültige Lösung einfließen zu lassen. Magirus verfolgt mit diesem Prototyp einen offenen Dialog, um die Bedürfnisse der Einsatzkräfte in die Weiterentwicklung zu integrieren.». Wir werden es erfahren, wenn’s zur tatsächlichen Umsetzung kommt. Übrigens: Die Drehleiter-Produktion bleibt natürlich in Ulm.
Für die Korbstudie wird nun direktes Feedback von den Feuerwehren gesammelt, um künftige Anforderungen bestmöglich in die endgültige Lösung einfließen zu lassen.
„Poseidon“ als hauseigene Pumpenmarke
Neu im Ulmer Sortiment ist – wohl den zunehmenden Witterungseinsätzen folgend – die Poseidon-Tauchpumpenfamilie, die unter „Magirus“ auf den Markt geht. «Mit der Poseidon-Pumpenfamilie setzt Magirus neue Maßstäbe für den Hochwasserschutz und stellt sicher, dass Einsatzkräfte bestens gerüstet sind, um auch in den anspruchsvollsten Situationen effektiv zu handeln», heißt es wörtlich. Die Poseidon TP 4/1 stellt das Herzstück der drei verschiedenen Modelle dar und weist eine Durchflussmenge von 420 Litern pro Minute bei 1 bar und 10 Metern Förderhöhe auf.

In Summe bietet Magirus folgende drei Ausführungen an:
Schmutzwasserpumpe: Mit einer Durchflussmenge von 225 Litern pro Minute und einer Förderhöhe von 10,5 Metern ist diese Pumpe ideal für den Einsatz bei verunreinigtem Wasser. Sie bringt nur 11,3 kg auf die Waage.
Flachsaugpumpe: Besonders für das Abpumpen von Wasser in besonders flachen Bereichen. Das 12 kg wiegende Modell bietet eine Durchflussmenge von 205 Litern pro Minute und eine Förderhöhe von 11 Metern.
Schlammpumpe: Für den schwersten Einsatzfall bietet die 15 kg schwere Schlammpumpe eine Durchflussmenge von 430 Litern pro Minute bei einer Förderhöhe von 12 Metern. Sie wurde entwickelt, um auch mit zähflüssigen Medien wie Schlamm problemlos umzugehen.
Aufbruchstimmung
Bei Magirus herrscht aufgrund der beiden großartigen Jubiläen somit nicht nur Feier-, sondern auch Aufbruchstimmung. Schwere Zeiten sind es (für alle) auf jeden Fall. Die Pläne, Magirus mit der Übernahme durch den neuen Eigentümer auch finanziell wieder die volle Fitness erlangen zu lassen, sind ehrgeizig und motiviert. Somit bleibt am Schluss nur noch eines zu sagen: Auf geht’s!
Am Rand erwähnt: Feuerwehr und Umwelt
Immer wieder werden die Feuerwehren auch mit dem Umweltschutz in Verbindung gebracht oder teilweise auch Verkaufsargumente dafür gefunden, mehr zu investieren. In großen Städten existieren auch entsprechende CO2-Grenzen, die es einzuhalten gibt und vieles mehr. Alles Recht und schön. Erfährt man dann, dass sich die Flugzeugflotte auf der Welt bis 2040 verdoppeln soll, in China in den nächsten 15 Jahren bescheidene 216 neue Airports und in Indien 75 neue Flughäfen am Bauprogramm stehen, dann sollte doch die Frage erlaubt sein, ob es nicht etwas lächerlich ist, das Feuerwehrwesen dermaßen in die Kandare zu nehmen.