Heft-Stories

Das Rüstlöschfahrzeug RLF 4000 der Feuerwehr Freiling

Rüstlöschfahrzeuge wurden in der Vergangenheit meist mit 2.000 Liter oder gelegentlich 3.000 Liter-Tanks ausgeliefert. Die Freiw. Feuerwehr Freiling im Bezirk Linz-Land stellte nun ein 4.000er Modell in den Dienst – das erste der neuen Baurichtlinie (01/2022) des Oö. Landes-Feuerwehrverbandes.
Eine Story aus der Printausgabe 5-2024 im Oktober von Lukas Leutgöb, Feuerwehr Freiling und Hermann Kollinger (Brennpunkt)

Der Brandschutz der Gemeinde Oftering im Bezirk Linz-Land (rund 2.200 Einwohner auf 13,5 km²) wird von den Feuerwehren Freiling und Oftering wahrgenommen. Zwei Tanklöschfahrzeuge im Gemeindegebiet wurden durch die neue GEP nun auf eines reduziert. Im Zuge dessen wurde aufgrund der Ansiedelung von Betrieben in der im Zentralraum liegenden Gemeinde über den Landes-Feuerwehrverband beschlossen, beim Austausch des RLF-A 2000 aus dem Jahr 1998 auf ein 4.000 Liter Rüstlöschfahrzeug upzugraden, um den Wegfall des zweiten Tanklöschfahrzeuges im Gemeindegebiet zu kompensieren.

Im April 2024 wurde der Neuling nun ausgeliefert. Es handelt sich hierbei um das erste Rüstlöschfahrzeug 4000, das entsprechend der neuen Baurichtlinien des Oö. Landes-Feuerwehrverbandes aufgebaut worden ist. Insider-Diskussionen im Netz waren natürlich die Frage auf, ob ein Rüstlöschfahrzeug mit 2.000 Liter mehr an Wasser dennoch ausreichend Platz bietet, um die umfassende Ausrüstung für einen Allrounder dieser Sorte unterzubringen. Gründe genug, sich das neue, erst ausrückende Fahrzeug der Freiw. Feuerwehr Freiling anzusehen.

Chassis & Aufbau

Die Basis für das Rosenbauer RLF bildet ein MAN TGM 18.320. Die Zahlen weisen auf 18 Tonnen höchst zulässiges Gesamtgewicht mit einer Motorleistung von 320 PS hin. Das Fahrzeug verfügt über ein automatisiertes Schaltgetriebe, Allradantrieb sowie einen automatischen Notbremsassistent. Damit bei einer Einsatzfahrt beide Hände auf dem Lenkrad bleiben, ist auf der linken Seite ein Fußtaster verbaut, der das Martinshorn ansteuert. Für die erhöhte Sicherheit bei Rückwärtsfahrten sorgt eine Rückfahrkamera mit Gegensprechanlage.

Ausrüstung nach neuer Norm

Das RLF 4000 ist das erste ausgelieferte Fahrzeug der „neuen“ Baurichtlinie (01/2022) des Oö. LFV, was sowohl für den Aufbauhersteller als auch für die Feuerwehr fordernd war, da einige Ausrüstungsgegenstände (Rettungsplattform, Stabfast, …) zur Normbeladung hinzugefügt wurden bzw. durch eine schwerere als übliche Version (Greifzug, Zahnstangenwinde) ersetzt werden mussten.

Mannschaftskabine

Im Gegensatz zum Vorgänger-RLF bietet das RLF 4000 nur mehr Platz für eine Tanklöschgruppe, welche aus sieben Personen besteht. Vorne werden bereits zwei Sitzplätze benötigt, somit bleiben nur fünf Plätze in der Mannschaftskabine übrig. Drei davon sind gegen die Fahrtrichtung und mit Atemschutzgeräten ausgestattet. In Fahrtrichtung befindet sich dann links und rechts außen jeweils ein regulärer Sitzplatz. Zwischen diesen beiden Sitzplätzen findet der „Actiontower“ Platz (dieser ist übrigens in den neuen Standard-Fahrzeugen des LFV entsprechend Beitrag im letzten Heft nicht mehr zu finden). Der Turm bietet ausreichend Möglichkeit zur Verstauung von diversen Geräten wie Funkgeräte, Gasmessgerät, Wärmebildkamera und Taschenlampe. In den darunter liegenden Fächern ist weitere Ausrüstung für den Atemschutzeinsatz wie beispielsweise Reservemasken, Filter für den leichten Atemschutz, ein Notrettungsset etc. verstaut. Für den technischen Einsatz findet man einen Rucksack mit Ausrüstung für den Bereich „Tür- / Fensteröffnung“ sowie einen Tragekoffer mit Blitzleuchten.

GR 1 – Verkehrsunfall

Der Geräteraum 1 ist vom Bereich „Verkehrsunfall“ geprägt. Neben dem hydraulischen Rettungsgerät inkl. Zubehör finden auch die Rettungsplattform und das Spineboard dort ihren Platz. Weiteres Unfalleinsatz-Zubehör wurde auf einzelne Boxen thematisch aufgeteilt (Airbagsicherung, Glasmanagement). Sicherungsmaterial wie die Unterlegshölzer oder ein „harter“ Patientenschutz sind direkt gehaltert und mit wenigen Handgriffen einsatzbereit. Auf der Außenseite des Ausschwenkhalters wurden Geräte für den „groben“ Einsatz gehaltert, wie Feuerwehraxt, Bolzenschneider, 5 kg Vorschlaghammer usw. Auf der Innenseite befinden sich Motorkettensäge, Rettungssäge mit entsprechender Schutzbekleidung und einem Kombikanister (Treibstoff, Öl) sowie ein Akkutrennschleifer. Direkt neben dem Trennschleifer wurde eine kleine Kiste montiert, worin eine Schutzbrille und Feinstaubmaske lagern. Seitlich wurden drei Stück „StabFast“ Stützen montiert.
Zusätzlich befinden sich noch Schäkel an der Tankwand, eine Klappsäge für den kleinen Baum über Straße sowie ein einsträngiges und zweisträngiges Kettengehänge und Umlenkrollen.

Gegenüberstellung mit dem Vorgängerfahrzeug (RLF-A 2000).

GR 3 – Kisten und Boxen

Kisten und Boxen nehmen hier den meisten Platz ein. Rundschlingen in versch. Längen und Gewichtsklassen, Spanngurte, Set mit Nägeln, Schrauben, Gerüstklammern und weiterem Kleinmaterial, Abschleppseil oder auch zwei Weithalskanister mit Ölbindemittel, eine Werkzeugkiste und eine Auffangwanne sind hier untergebracht. Das wohl wichtigste sind jedoch die zwei (untersten) Packout-Koffer von Milwaukee. Dort finden sich einmal ein Trennschleifer und eine Schlagbohrmaschine und einmal ein Bohrschrauber und eine Säbelsäge. In den zwei Koffern befinden sich auch das jeweilige Zubehör für die Geräte – ebenso wurde wieder eine Schutzbrille & Staubschutzmaske beigelegt. Grundsätzlich wurde darauf Wert gelegt, Geräte auf Akkubasis anzukaufen, wo dies technisch Sinn ergibt. Die Geräte sind ohne Akku ausgestattet, diese werden direkt daneben in einer Ladeschale gehaltert.

GR 5 – Wasserführende Armaturen

Der Raum 5 beinhaltet üblicherweise die Wasser führenden Armaturen. So ist ein Schnellangriffsverteiler gehaltert, darüber befindet sich ein Schlauchpaket (Loop). Wieder ein Stück darüber finden sich zwei Schlauchtragekörbe mit jeweils drei C42-Druckschläuchen (einer davon samt Rauchvorhang). Außen und innen am Ausschwenkhalter sind Halterungen für Strahlrohre und weitere Wasser führende Gerätschaften. An der linken Seite wurden noch ein Standrohr sowie Unterflurhydrantenschlüssel gehaltert, um das Thema „Wasser führende Armaturen“ zu komplettieren. Auch der schmalste Raum wurde noch genützt. So wurden noch zwei Kisten am obersten Ende eingesetzt, in einer davon befindet sich eine faltbare Auffangwanne mit 75 l Fassungsvermögen.

Maschinistenarbeitsplatz

Geräteraum 7 ist Hauptarbeitsplatz des Maschinisten, der mit einer N35-Pumpe (Normaldruck mit einer Förderleistung von 3.500 l / min bei 10 bar) und dem inzwischen typischen Bediendisplay ausgerüstet ist. Die Schnellangriffshaspel bietet 40 m Schlauch und dient in erster Linie für den Erstangriff, besonders bei Bränden im Außenbereich wie KFZ- oder Mülleimer-Brände. Hierbei sei noch erwähnt, dass auf der linken und rechten Fahrzeugseite jeweils noch eine Wasserstandanzeige angebracht ist. Mittels vier LED-Balken kann man bereits von weiter weg erkennen, wie viel Wasser noch zur Verfügung steht. Die Fernbedienung kann genutzt werden, um den Lichtmast auszufahren und ideal auf die Einsatzstelle einzustellen.

Schaum und mehr im GR 6

Im GR 6 nimmt der Schaumschnellangriff einen großen Teil der Fläche ein. Der Zumischer ist direkt mit zwei C42-Schläuchen verbunden und standardmäßig an ein Mittelschaumrohr angekuppelt. Zwei Reservekanister stehen noch zur Verfügung, insgesamt sind somit 60 Liter Schaummittel am Fahrzeug. Sollte Schwerschaum benötigt werden, ist auch ein passendes Rohr hierzu verlastet. In der ersten Reihe der Feuerlöscher findet ein Bioversal- sowie ein CO2-Löscher Platz, in der hinteren Reihe sind es zwei Pulverlöscher. Ganz oben lagert der mobile Wasserwerfer, mit dem bis zu 2.400 l/min Löschwasser aufgebracht werden können.

GR 4 – Schläuche und Kisten

In der obersten Galerie sind acht B-Druckschläuche gelagert, auf der rechten Seite findet sich der Elektrolüfter wieder. Die vier Kisten beinhalten Reinigungsset, Arbeits- und Schnürleinen sowie die Verlängerung für den Druckluftschlauch. Links unten befindet sich eine Tragetasche zum Thema „Höhensicherung“mit allem Notwendigen, um zwei Personen auf Dächern oder dergleichen abzusichern. (5-Punkt-Gurt, Karabiner, Bandfalldämpfer, usw.)

GR 2 – Strom, Pumpen, ziehen

Einen großen Teil im Geräteraum 2 nimmt der tragbare Stromerzeuger RS14 (14 kVA Leistung) ein. Direkt daneben befinden sich ein 20 l Treibstoffkanister sowie zwei Tauchpumpen (TP4 + TP8). Über den Tauchpumpen ist schweres Gerät gelagert: der 30 kN Greifzug und die 60 kN Zahnstangenwinde. Vervollständigt wird der Greifzug durch die dahinter gelagerte Freilandverankerung. Im rechten oberen Eck ist eine 20 m Drucklufthaspel verbaut.


Im Ausschwenkhalter sind außen die zwei Stück Hebekissen und eine Tragebox mit dem gesamten Zubehör gehaltert. An der Außenseite befinden sich auch fünf Stück faltbare Verkehrsleitkegel. Auf der Innenseite finden sich Kabeltrommeln sowie diverses Zubehör für den Generator. Seitlich wurde einer von zwei akkubetriebenen Lichtflutern gehaltert, der zweite wurde liegend in der Durchreiche platziert.

Dach

Auf dem Dach bzw. im Aufbau versteckt befindet sich ein dreh- und schwenkbarer Lichtmast mit einer Leistung von 8x 7500 Lumen. Dieser sorgt jedoch nicht nur alleine für die Ausleuchtung der Einsatzstelle: Seitlich befinden sich noch LED-Streifen für die Nah- und Umfeldbeleuchtung sowie ein Blaulichtstreifen in der obersten Galerie. Auch nach vorne und hinten gibt es noch je zwei starke Umfeldlichter.
In den beiden Dachboxen wird weiteres Schanzwerkezug gelagert, diverse Hölzer zum Pölzen und Abdeckplanen. Weiters sind Schlauchbrücken, eine Schleifkorbtrage und eine Box zum Thema „Chemieunfall“ gelagert.

Und der Platz?

«Durch den großen Wassertank bedarf das Verlasten der Ausrüstung (Pflicht- und Bedarfsbeladung) einer sorgfältigen Planung, um volle Einsatzfähigkeit und das zum RLF 2000 verringerte Platzangebot unter einen Hut zu bringen. Das geht beispielsweise durch Verwendung von Schlauchtragekörben anstatt Schlauchhaltern oder der Platzierung der Akkugeräte in kompakten Koffern – für jedes Problem konnte eine gute Lösung gefunden werden», heißt es abschließend aus Freiling.

Vor der „Stangenfahrzeug“-Regelung

Abschließend sei für Oberösterreich darauf hingewiesen, dass dieses Fahrzeug noch vor der Einführung des „Fahrzeuges von der Stange“ (siehe Cover-Story der letzten Brennpunkt-Ausgabe) aufgebaut worden ist.

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