Editorial

Gekommen, um zu bleiben – auf biegen und brechen

→ Editorial Heft 3/2024 (Juni)

Nicht erst einmal habe ich im Laufe der Zeit zwei sehr prägende Eigenschaften des Feuerwehrwesens erwähnt. Zum einen das Traditionelle, zum anderen das Innovative. Zwei Faktoren, die unsere Einsatzorganisation prägen und vielfach auch auszeichnen – in den meisten Fällen auch nichts Schlechtes, in manchen jedoch vielleicht einmal eine Überlegung wert.

Das Hochdruckrohr …

Als Empfänger sehr vieler Feuerwehrnachrichten quer durch die Alpenrepublik liest man beispielsweise auch heute immer noch „… bei der Atemschutzübung galt es, mittels Hochdruckrohr einen Innenangriff in den ersten Stock vorzunehmen und konnte dabei seinen Ausbildungsstand unter Beweis stellen.“

Das Üben ist sicher lobenswert. Andererseits gilt es jedoch zu hinterfragen, wie es sein kann, dass die gute alte Gummiwurst – ein Volksbegriff für den Hochdruck – sich auch beim Innenangriff hält wie eine Zecke am Hund oder an der Katz‘. Seit Jahren bemühen sich die Ausbilder auf verschiedenen Ebenen die „neuen“ Löschgeräte und -taktiken (basierend auf wissenschaftlichen Fakten) wie das Hohlstrahlrohr oder das Schlauchmanagement unter das Volk zu bringen und dann laufen wir immer noch mit dem Hochdruckrohr in den Innenangriff.

Beim Autobrand wird noch medienwirksam ein Mittelschaum aufgebraucht, obwohl wir schon seit langem wissen, dass es sich hier eigentlich um einen überwiegenden Feststoffbrand handelt. Das „Öffentlichkeitsarbeitsrohr“ beim Großereignis als zackige Erstmaßnahme, bis die Löschleitung steht, mag ja anfangs noch angebracht sein.

Die Einsturzgefahr

Im Innenangriff jedoch sollte der Normaldruckangriff mit dem Hohlstrahlrohr dann keine neue Sensation darstellen. Hightech-Fahrzeuge sollten auch die Ausbildung auf den aktuellen Stand bringen und das Hochdruckrohr bei dieser Anwendung nicht zum Traditionsgerät entgegen aller Taktiklehren werden lassen.
Im Gegensatz dazu plagen wir uns seit einigen wenigen Jahren mit der Neuerung der permanenten Einsturzgefahr auch bei Betondecken herum, die offenbar schon nach einer halben Stunde Vollbrandzeit in den Köpfen präsent ist.

Bedenkt man, dass das Brandhaus im Oö. Landes-Feuerwehrkommando schon Hunderte Male Schauplatz eines intensiven Feuers war und außer Putzabplatzungen (davor schützt der Feuerwehrhelm) immer noch problemlos steht, bedarf es hier auch wirkungsvoller Aufklärung, das Chicago Fire und deren Bedingungen vielmehr der Action für den Zuschauer als auch der Bauvorschriften in den USA zugrunde liegen. Natürlich sind wir nicht komplett davor gefeit (beispielsweise auch in Altbauten), aber ein Standardwohnhaus mit Betondecken und fetten Eisenanteil bricht nach einem halbstündigen Vollbrand nicht in sich zusammen.

Natürlich enthält die „neue“ und viel beschimpfte Truppführerausbildung durchaus umfangreiche Inhalte. In Anbetracht von manch‘ heute noch angewandten Praktiken leistet sie jedoch vielleicht auf der anderen Seite auch ihren Beitrag, einige antike Dinge endgültig ins geistige Museum zu verfrachten und auch hier mit der Zeit zu gehen.

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