Na bist du Moped, das Feuerwehrfahrzeug von der Stange
„Der freie Kommentar“ aus der Brennpunkt-Ausgabe 4/2024 – erschien Ende August – über die neuen Fahrzeuge von der Stange in Oberösterreich. Die Story war Cover-Thema im genannten Heft.
„Wos hom sich die Linzer denn jetzt schon wieder dabei gedacht“ – diese kritische Frage werden sich vermutlich derzeit nicht wenige Feuerwehrmitglieder in Oberösterreich stellen, nachdem sie – spätestens in der nun vorliegenden Brennpunkt-Ausgabe – vom Fahrzeug von der Stange für Oberösterreich gehört haben.
Ein Fahrzeug von der Stange. Aus für die vielen Stunden an Vorbereitung, aus für die vermutlich herausfordernde Ausschreibung eines Fahrzeuges, aus für das Feilschen mit der Gemeinde, was die Feuerwehr zu einem Gerät beisteuern soll, dessen Vorhaltung Aufgabe der Gemeinde ist, aber auch aus für das persönliche Mitgestalten an dem Fahrzeug, dass der Wehr ab Indienststellung rund drei Jahrzehnte zur Verfügung steht.
Die Feuerwehr erhält das Fahrgestell, das gerade bei den BBG-Ausschreibungen enthalten ist, jedoch voll ausgestattet. Letzteres bedeutet auch, kein Umladen von Geräten mehr, jedoch auch keine Rohbaubesprechungen mehr für die Feinabstimmung. Viel Schweiß und Fleiß stand in den letzten Jahrzehnten mit einer Fahrzeugbeschaffung untrennbar in Verbindung. All das fällt nun, kauft die Gemeinde das Fahrzeug von der Stange, was auf kurz oder lang vermutlich auch Standard werden wird, wenn sie mit den Finanzmitteln nicht „spielen“ kann oder man zu den sonst geförderten Normkosten sowieso nicht hinkommt. Fallen wird aber auch die emotionale Bindung an das Einsatzfahrzeug, das man selbst gestaltet, mit vorbereitet oder auch mitfinanziert hat, zu welchem Anteil auch immer.
Wieder ein Schritt an Veränderung, der viele vermutlich wie der Blitz aus heiterem Himmel trifft und für Aufregung im Feuerwehrvolk sorgt. Ein Teil findet es als optimale Lösung, dem anderen passen trotz einiger Freiräume mit Geräteausstattung die starren Konzeptionierungen wiederum gar nicht, mit denen es aber 30 Jahre zu leben gilt.
Es war jedoch absehbar, dass eine Lösung wie diese wohl wird kommen müssen. Zum einen gibt‘s es einige Feuerwehren, die immense Eigenmittel einbringen und kaufen, was das Zeug hält. Von anderen wiederum werden Eigenmittel dann auch gefordert, obwohl sie nicht dazu in der Lage sind, diese aufzutreiben.
Fahrzeugbeschaffung wird ein Formalakt für ein fix und fertig vorbereitetes Fahrzeug. Es senkt die Kosten, lässt aber größere Wünsche der Feuerwehr dann auch Wünsche bleiben!
– Anna Wong, Freiwilliger
Oder es fehlt auch der Wille, da der Dienst-, Übungs- und Einsatzbetrieb schon entsprechend ausgeprägt ist, dass man sich dieser Zusatzbelastung nicht auch noch hingibt. Leider nicht immer mit dem notwendigen Verständnis der öffentlichen Hand. Man sei zwar stolz, dass es so viele Freiwillige gibt, aber hintenrum hält man dann beim Feuerwehrhausbau oder Fahrzeugkauf doch wieder die fordernde Hand auf, was denn der Anteil der Feuerwehr sei. Zeitgleich arbeiten jedoch die Gemeindebediensteten auch nicht am Bau ihrer eigenen Arbeitsstätte mit – natürlich zum Nulltarif. Und dass es in Hinblick auf Gewährleistungen und dergleichen schon von der theoretischen Seite auch nicht mehr einfach ist, wird ebenso gerne übersehen. Ganz zu schweigen vom sozialen Wandel, wo es der Partner oder die Partnerin dann nicht mehr verständnisvoll hinnimmt, wenn die Feuerwehr mit Übung, Dienst und Einsatz ohnehin schon mehrfach – oft ungeplant – in einer Woche am Plan steht.
Aber zurück zu unseren Fahrzeugen. Ob der eingeschlagene Weg der Richtige sein wird, wird sich erst nach einer Zeit offenbaren. Finanziell gesehen – und darum geht‘s bekanntlich die meiste Zeit – ist dann durchaus was zu holen. Jeder der Hersteller ließ immer wieder wissen, dass die Feuerwehrfahrzeuge im DACH-Raum nach wie vor alles Einzelstücke sind, was sich auch im Preis niederschlägt. Natürlich werden sich Argumente finden, dass 50.000, 60.000 Euro mehr oder weniger auf drei Jahrzehnte nun das Kraut nicht fett machen, wenn das Personal zum Nulltarif arbeitet. Aber beschafft werden müssen sie dennoch und das Geld wird in den meisten Gemeinden nicht mehr. Wir werden uns daran gewöhnen müssen, die Ansprüche wohl etwas zu senken(?), wenngleich die Ausrüstung der Fahrzeuge selbst hochwertig und gut gewählt ist. Natürlich ist es nicht auf jede Feuerwehr zugeschnitten und nimmt auf Konstellationen in Feuerwehren mit zwei oder mehreren Fahrzeugen eines Typs absolut keine Rücksicht.
Ebenso einbautechnische Sonderwünsche sind ein Ding der Unmöglichkeit. Das stößt vielen auf, wenngleich nach wie vor ein Fahrzeug für den Einsatz übrig bleibt. Nur eben nicht mehr ganz das, was man selbst vielleicht als Optimum gesehen hätte.
„Wer zahlt, schafft an“, gilt seitens der öffentlichen Hand auch im Feuerwehrwesen und die Haushalte sind auszugleichen. Die Regelung ist garantiert nicht schlecht und wohl überlegt. Es wird sich zeigen, wie weit sie sich bewährt – günstiger werden die Fahrzeuge aber allemal. Zumindest, bis die nächste Preissteigerung wieder „unbedingt erforderlich“ sein wird. Und wenn‘s nur um die Steigerung der Gewinne geht …
Einblick auf die Themen der Ausgabe 4/2024
Siehe dazu auch: Stangenfahrzeuge für Oberösterreich – Cover-Story 4 / 2024
Wer zahlt schafft an, und wenn die Feuerwehr nicht mehr anschafft, braucht sie auch nicht mehr zu zahlen. Somit brauchen wir auch keine Feste mehr zu veranstalten und können uns auf den Feuerwehrdienst konzentrieren. Mehr Zeit für Übungen usw. Nach den Übungen gehen wir dann gemeinsam aufs Zeltfest der Nachbarfeuerwehr … ach ja, die werden keine Feste mehr veranstalten, weil sie ja nichts mehr Zahlen müssen.
Als Kommandant einer Wehr sehe ich es als ganz guten Kompromiss ich denke das 80 Prozent der Feuerwehren ihre Einsätze ganz gut bewältigen können und den Rest muß man halt über die Gep mit Sonderbehandlung und Stützpunktfahrzeugen erledigen
Da Ansatz is sicher ned schlecht. Dass ma jedoch von eigenen Standards auf einmal abweicht (Reduktion des Fahrgestells auf 16 Tonnen, egal ob 2.000 Liter oder 4.000 l, NH 20 statt N 30 usw.) ist zu hinterfragen. Die Fahrzeuge sind heute 30 Jahre maximal beladen in da Garage. Aber die Reparaturen nach 10, 15 Jahren fallen dann ja in andere Budgets und fallen in die Budgets der Gemeinden …
Ich finde es ansich eine gute Idee. Der Feuerwehrmann aus Vorarlberg weis wo im Auto vom Burgenländer was ist. Da aber der Maschinist hauptsächlich Geräte ausgibt und auch wieder versorgt ist für etwaige Spezialgeräte auch vorgesorgt. Und ob gewisse Maschinen und Geräte per Akku, Strom oder Verbrenner versorgt werden ist ebenfalls,in meinen Augen, Maschinisten Aufgabe.
Wichtig und gut ist daß es ums ganze geht.
Für alles andere gibt’s das S der GAMS Regel.
Wahrscheinlich liegt die Wahrheit wie so oft in der Mitte. Ich fände es besser wenn 1-2 Geräteräume zur individuellen Beladung der Feuerwehr überlassen werden, der Rest darf dann auch einheitlich Genormt sein.