Kommentar

Selbstdarstellung an der Einsatzstelle

Die sozialen Netzwerke bieten heute eine Vielzahl an Möglichkeiten, sich als Feuerwehr zu vermarkten. Sei es, um innerhalb der Bevölkerung auf die geleisteten Arbeiten hinzuweisen, sei es, um die Ausbildungsaktivitäten zu dokumentieren oder was auch immer.

Wer gute Öffentlichkeitsarbeit betreibt, wird auch – sofern man das auch betreibt – die Spendenfreudigkeit bei der Haussammlung entsprechend erhöhen oder dadurch auch das eine oder andere neue Mitglied für die Feuerwehr gewinnen. Alleine diese zwei Faktoren sollten Anreiz genug sein, sich der Öffentlichkeitsarbeit zu widmen.
Wie jedoch lediglich ein ausgebildetes Feuerwehrmitglied sich mit der Motorsäge an den beim Sturm verspannt daliegenden Baum heranmacht, sollte man auch der Öffentlichkeitsarbeit entsprechend vorbereitet begegnen. Ein Punkt, der sehr häufig viel zu kurz kommt, bis man die Praxis vor Augen geführt bekommt, weil man vielleicht etwas breit in die Welt streut, das man hätte gar nicht dürfen. Aber das steht auf einem anderen Blatt Papier.
Recht trendig ist inzwischen gerne die Selbstdarstellung. Nicht jene der Feuerwehr als Gesamtes, sondern einzelner Personen. Dem sei bis zu einem gewissen Grad auch nichts entgegenzusetzen, nur haben diese Bilder für Außenstehende dann durchaus oft auch eine etwas befremdende Wirkung.

Da grinsen und strahlen Einsatzkräfte brav in die Kamera, während der Hintergrund dann die Einsatzstelle zeigt, ein brennendes Gebäude, ein Verkehrsunfall und dergleichen.
Man halte an dieser Stelle einmal inne und versetze sich in die Lage eines Betroffenen. Würden Sie das gleiche Bild dann auch noch so entspannt sehen, wie Sie es sonst erwarten? Vermutlich eher nicht, ganz im Gegenteil.

Es spricht nichts gegen ein vernünftiges Einsatzbild, dass dokumentiert oder die Leute bei der Arbeit zeigt. Das kann durchaus auch mal die Entscheidungsfindung in der Gruppe sein, die man als Bild transportiert. Aber je weniger gestellt und je natürlicher das Motiv wirkt, umso besser. Alles, was nicht nach „jetzt schaut‘s mal her und grinst alle in die Kamera“ aussieht, lässt sich vielfach verwenden, sei es für den Jahresbericht, für eine Argumentationsbroschüre oder Ähnliches.

Diese Grinse-Grinse-Selfies dienen ausschließlich für den Weihrauch auf das eigene Haupt und dienen der Organisation selbst in keiner Weise. Vielmehr können sie ihr schaden, die Empfindlichkeiten sind heute größer denn je. Jeder verlangt zwar, im Web alles zu sehen, möchte aber auf keinen Fall sich selbst als Betroffenen finden, wie anonymisiert auch immer.

„Der Wurm muss dem Fisch schmecken und nicht den Angler selbst“, sagt ein Spruch. Grob gesagt erläutert er nichts anders, dass ich, wenn ich mich selber nähren will, den Wurm ja gar nicht ins Wasser hängen muss und gleich direkt vernaschen kann. Und genau das will ich nicht bzw. wäre nicht das Ziel der Öffentlichkeitsarbeit.

Ich will Feuerwehr erklären, Hintergründe aufzeigen, Aufwände der Feuerwehr darstellen und Verständnis für diesen immens vielfältigen Job in dieser Hilfsorganisation darstellen. Es sollte nicht darum gehen, sich mit Grinse-Selfies selbst ins Rampenlicht zu rücken, da gibt‘s garantiert andere Anlässe genug als den realen Feuerwehr-Einsatz, der in den wenigsten Fällen für Beteiligte lustig und zum Zerbröseln ist.

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