Wenn ein neues Feuerwehrhaus erforderlich wird …
„Der freie Kommentar“ aus der Brennpunkt-Ausgabe 5 / 2024 (Oktober)
Der Bau eines neuen Feuerwehrhauses stellt für viele Feuerwehren eine notwendige, aber zugleich herausfordernde Aufgabe dar. Insbesondere in Zeiten knapper Kassen und steigender Anforderungen müssen sich viele Gemeinden und ihre Feuerwehren mit erheblichen finanziellen, organisatorischen und zeitlichen Belastungen auseinandersetzen. Diese Herausforderungen entstehen nicht nur durch die hohen Baukosten, sondern auch durch die oftmals strikten Sparzwänge, denen die Gemeinden unterliegen.
Die Notwendigkeit
Viele Feuerwehren arbeiten in veralteten, zu kleinen oder unzureichend ausgestatteten Gebäuden. Verschachtelte Zubauten, mehrere Objekte oder „nackte“ Garagen aus den 1970er-Jahren (oder früher) sind heute nach wie vor gängig. Die Anforderungen an moderne Feuerwehrhäuser sind in den letzten Jahren gestiegen: Sie müssen nicht nur ausreichend Platz für größere Einsatzfahrzeuge und zusätzliche Ausrüstungen bieten, sondern sollten auch den gestiegenen Sicherheits- und Umweltstandards entsprechen.
Zudem wird eine zeitgemäße Ausstattung benötigt, die den Ansprüchen an die Aus- und Fortbildung der Feuerwehrleute gerecht wird. Die Mitglieder arbeiten freiwillig in einer Organisation, wo man sich das Aktiv-Werden im Gegensatz zu anderen Vereinen und Institutionen einfach nicht aussuchen kann. Also sollten auch die sozialen Bedingungen den heutigen Erfordernissen entsprechen, will man auf diese Freiwilligkeit auch weiterhin zählen und neue Mitglieder gewinnen können.
Keine Frage der Bequemlichkeit
Ein neues Feuerwehrhaus ist somit nicht – wie gerne von außen aufgefasst – lediglich eine Frage einer vermeintlichen Bequemlichkeit, sondern eine notwendige Maßnahme, um die Einsatzbereitschaft, Sicherheit als auch Motivation der Feuerwehrkräfte zu gewährleisten. Die Realisierung eines derartigen Bauvorhabens geht bekannterweise jedoch mit erheblichen finanziellen Belastungen einher, die von den Gemeinden getragen werden müssen. Schlussendlich ist es auch ein Bauwerk im Besitz der Gemeinde und die Feuerwehr mehr oder weniger eine Abteilung derselben.
Auch vom Land kommt Geld, je nach Finanzschlüssel (in Oberösterreich) sogar bis zu 80 Prozent! Die Zeiten des Reichtums sind jedoch auch dort Geschichte, weshalb der Neubau in Oberösterreich schon fast auf den Quadratmeter genau fix vorgegeben wird und im Zuge dessen nochmals ein mehrstufiges Kostendämpfungsverfahren – gerne auch als Kostenoptimierungsverfahren bezeichnet – Anwendung findet. Andere Bundesländer steuern wiederum der Gemeinde einen Fixbetrag zu und der Rest obliegt der Finanzkraft der Gemeinde (und gerne auch jene der Feuerwehr).
Sparzwänge
Die finanzielle Situation vieler Gemeinden ist durch wachsende Ausgaben und sinkende Einnahmen vielerorts angespannt. Durch die Auswirkungen wirtschaftlicher Krisen, die Pandemie und steigende Sozialausgaben stehen oft nur noch begrenzte finanzielle Mittel zur Verfügung. Dies hat zur Folge, dass sie bei der Vergabe von finanziellen Mitteln für Bauvorhaben äußerst zurückhaltend agieren und zunehmend unter Sparzwängen stehen.
Ein neues Feuerwehrhaus bedeutet eine erhebliche Investition, die sorgfältig geplant und oft über mehrere Jahre finanziert werden muss. Häufig stehen die notwendigen Mittel im Wettbewerb mit anderen kommunalen Projekten wie der Sanierung von Schulen, dem Ausbau von Infrastruktur oder sozialen Einrichtungen (was in der Öffentlichkeit vermutlich auch mehr Pluspunkte einfährt). Dies führt nicht selten zu sehr langen Verzögerungen bei der Bereitstellung von Geldern oder gar zu einer Reduzierung des ursprünglich geplanten Budgets.
Kostensteigerungen
Ein wesentlicher Punkt, der die finanzielle Belastung der Feuerwehren und Gemeinden beim Bau eines neuen Feuerwehrhauses verschärft, sind die hohen Baukosten. Diese sind in den letzten Jahren aufgrund steigender Materialpreise, höherer Anforderungen an die Bauqualität und umfangreicherer Planungs- und Genehmigungsprozesse deutlich gestiegen. Die Gesamtkosten für ein neues Feuerwehrhaus umfassen nicht nur den reinen Bau, sondern auch die Kosten für Planungsbüros, Architekten, Ingenieure sowie für Ausstattung und Sicherheitsvorkehrungen.
Da die Baukosten kontinuierlich steigen – langsam sollte sich dort und da Stabilität und sogar eine Preissenkung einstellen –, wird es noch schwieriger, ein solches Projekt innerhalb eines vorab festgelegten Budgets zu realisieren, das zudem schon am fertigen Plan den ultimativen Preis darstellen soll. Die jüngsten Straßenbauwerke alleine in Oberösterreich zeigen, wie zuverlässig diese Werte sein können …
„Ihr habt beizusteuern“
Viele Feuerwehren müssen sich daher selbst an den Kosten beteiligen oder zusätzliche finanzielle Mittel durch Spendenaktionen, Sponsoring oder ehrenamtliches Engagement generieren, will sie mit der Einrichtung nicht „nackt“ dastehen. Diese ist es, wo am Schluss der Planung am intensivsten versucht wird, mit dem Rotstift in die gewünschte Richtung zu gelangen, wenn sich am Bauwerk selbst nichts mehr streichen lässt. Dann führt bei den Mitgliedern kaum ein weg vorbei, sich selbst um finanzielle Mittel zu kümmern, wenngleich neuerdings immer wieder betont wird, dass dies offiziell nicht nötig sei, da es ein gemeindeeigener Bau ist. Ein hoher Planungs- und Finanzierungsaufwand sowie eine lange Bauzeit können zusätzlich zu Frustration und Unzufriedenheit führen, insbesondere wenn der Neubau als dringend erforderlich angesehen wird (was ohnehin aus Sicht der Feuerwehr alleine noch nicht zur Umsetzung führt).
Zurücklehnen und Zusehen oder interagieren?
Natürlich, es besteht immer die Möglichkeit, sich zurückzulehnen und einfach zu schauen, was man bekommt. Der Bauträger, der über tagtägliche Abläufe in einem Feuerwehrhaus meist kaum informiert ist, erfüllt seine Pflicht mit dem zu errichtenden Gebäude, in dem jedoch andere über Jahrzehnte arbeiten müssen. Ob das Ganze nun praxisnahe ist oder auch für die nächsten Jahrzehnte seine Voraussetzungen erfüllt, steht hierbei leider nicht wirklich immer im Vordergrund. Diese Dinge stehen auf einem anderen Blatt Papier, das in dieser Phase nicht beachtet wird. Also wird vielerorts aktiv mitgeplant. Voraussicht wird nicht selten als übertriebenes Engagement bezeichnet. Aber die Frage, wer den schwarzen Peter erhält, wenn schon nach einigen Jahren neue Bedürfnisse erwachsen oder sich Dinge als unpassend herauskristallisieren, ist auch klar. «Hättet ihr halt besser mitgedacht …». Somit ist es auch nicht verwunderlich, dass es frustrierend ist, wenn aufgrund von Sparzwängen an der Ausstattung und Sicherheit des neuen Hauses gespart wird. Zudem kann die Belastung während der Bauphase zu einem Rückgang der aktiven Mitglieder führen, da die zusätzliche Arbeit und die Unsicherheit über die Zukunft einige Freiwillige demotivieren könnte. In kleineren Gemeinden, wo die Feuerwehr traditionell stark auf ehrenamtliches Engagement angewiesen ist, kann dies die Einsatzbereitschaft und Reaktionsfähigkeit erheblich beeinträchtigen.
Kontrolle ist notwendig
Dass eine Kontrolle durch die öffentliche Hand notwendig ist, sollte gleichzeitig jedem Feuerwehrmitglied bewusst sein. Zu viel des Guten ist genauso wenig leistbar, wie man wohl den ersten Plan für sein persönliches Eigenheim das eine oder andere Mal noch optimieren muss. Und auch die eine oder andere „Burg“ aus der Vergangenheit liegt wohl manch‘ politisch Verantwortlichen schwer im Magen. Wenngleich auch hier zu beachten gilt, dass die oft enormen Eigenleistungen der betroffenen Feuerwehren mit Robotstunden oder finanziellen Mitteln nicht gesehen werden und beim fertigen Bau nach außen hin keine Masche tragen. Das versickert dann in der Selbstverständlichkeit und es bleibt lediglich die Wirkung nach außen. Ein Landhaus oder ein Gemeindeamt wird wohl niemals auf diese Art und Weise errichtet werden.
Feuerwehr ist nicht immer gleich Feuerwehr
Nicht immer einfach gestaltet sich das Thema natürlich auch durch sehr unterschiedlich hohe Eigenleistungen der Feuerwehren selbst. Mammutarbeiten durch die Feuerwehr A, die vielleicht weniger an Gesamtaufwand hat, werden für die Feuerwehr B als Muster herangezogen, welche jedoch aufgrund ihres Einsatz- und Ausbildungsaufkommens gar nicht mehr in der Lage ist, noch Tausende Stunden Arbeit zu investieren oder Geld aufzubringen, über das sie genauso wenig verfügt. Die aus Sicht des Bauträgers / Finanziers beste Lösung ist genauso wenig zu realisieren, wie das Einheitsgemeindeamt oder die Einheitsschule, wenngleich sich mit Schulen in der Bevölkerung mehr Punkte erreichen lassen als mit einem Feuerwehrhaus.
Fazit
Der Bau eines neuen Feuerwehrhauses stellt für die Feuerwehr und die Gemeinden eine immense Herausforderung dar. Die finanziellen Belastungen, die organisatorischen Anforderungen und der Druck, der durch den Sparzwang entsteht, machen dieses Vorhaben zu einer schwierigen Aufgabe. Dennoch ist ein modernes und funktionales Feuerwehrhaus von entscheidender Bedeutung für die Sicherheit und Einsatzbereitschaft der Feuerwehr. Durch eine vorausschauende Planung, eine bessere Kooperation und die Nutzung alternativer Finanzierungswege kann es gelingen, diese Herausforderungen zu bewältigen und die Belastungen für alle Beteiligten zu verringern.
Die Zeiten werden nicht besser, aber mit einer Selbstverständlichkeit bei den Feuerwehrleuten Investment und Zeit für den Bau ihrer Unterkunft zu fordern, wird auf Dauer mit Garantie nicht mehr überall funktionieren und kann bei entsprechendem Arbeitsaufkommen nicht zwangsläufig verlangt werden. Dann steht vielleicht das Feuerwehrhaus, aber die Mitglieder, die es nutzen, fehlen.